Majuli, Insel im Brahmaputra

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 Fr. 8.13.2017
Die "City Lodge"  ging grad mal so für eine Nacht. Da die jetzt anstehenden längeren Strecken nur mit dem Zug zu bewältigen  sind, mache ich mich noch ganz früh auf zum Bahnhof.  Das  Ticket -Reservierungssystem ist so was von kompliziert. So verweigert das Programm meine Passnummer mit Deutschland zu verknüpfen, aber irgendwann habe ich für den 11.12. von Mariani,  einer Nachbarstadt von hier ein Sleeper ticket nach NJP ( Siliguri). Ankunft soll gegen 4 am morgen sein.  So hab ich den ganzen Tag um nach Darjeeling zu kommen.
Jetzt geht es aber erst mal mit dem Sammeltaxi nach Nimati zum Schiff.
Habe mir für 40 cent eine riesige Ananas als heutigen Reiseproviant gekauft.
..
Der Brahmaputra ist riesig. Ist im Verhältnis zum Ganges wie der Lech zur Schmutter. Die Fähre schippert mit der Strömung und schlängelt sich zwischen Sandbänken immer weiter nach Norden.
Wir sind bestimmt schon einen  km vom Ufer entfernt....

Wasserarme versickern im Sand und meterhohe Böschungen rieseln zurück ins Wasser.

Ich sitze wie in "Titanic"  am vordersten Bug und schlachte meine Ananas. (So traumhaft gut wie sie schmeckt, so eine Sauerei ist es aber mit dem süßen Saft. Es tropft und klebt ...)
Nach gut einer Stunde der Anleger. 

Setze mich ins nächste Sammeltaxi und fahre einfach mit. Schon im vorbei fahren weiß ich, das hier wird für die nächsten 3 Tage  mein Goa.
Obwohl sie von der Piste nicht zu sehen sind, zeigt mir mein Navie wo es paar Hotels geben soll. Einfach aussteigen anschauen.
Der erste Versuch ist fast wie ein Sechser.
Das mit Abstand beste auf meiner Reise....aber kein Wifi. Ich will aber genau das Zimmer.  Nach etwas hin und her öffnet mir der junge Mann von der Reception  den Hotspot seines Handys.
Sein Handy liegt jetzt neben mir auf dem Nachtschränkchen. Geht aber bestimmt auch von der Rezeption.
Draußen vor dem Fenster in einer Kokospalme schimpfen die Vögel.
Das Wasser im  Elektoboiler ist fast heiß. Heute wasche ich mal die schwer zu trockenen "Winter Sachen", und kuriere mich ohne weitere Tabletten aus. Morgen leih ich mir ein Rad aus. ... Bekomme das Zimmer letztendlich sogar noch für für 600 =7 €/Nacht.
Als es schon dämmert, drehe ich noch eine Runde.  Palmen, Bananenstauden und Riesenbambus, darin eingebettet die Häuser- richtige Häuser. Und überall Vögel. - Storchenvögel aber mit kräftigen schwarzem  Schnabel, und eine Gruppe  Marabus ?( ist schon fast zu dunkel, um sie richtig zu sehen)   bezieht ihren Schlafbaum.
Während ich am Straßenrand einen Pappteller Chow essen, komme ich mit einem pensionierten Lehrer ins Gespräch. Bei ihm zu Hause trinken wir dann noch einen Tee.
Es gibt hier auf der Insel ganz andere Hindu Tempel. Der in dem ich kurz war, ist eine großen Halle mit Blechdach und Holzmasken an den Wänden. Sieht für mich eher animistisch als hinduistischen  aus.  Freue mich schon auf morgen.
Meine Erkältung lässt sich inzwischen  schon ohne Tabletten ertragen.

Sa. 9.12.2017
Gegen 6 ist das Dorf noch fast menschenleer. Nur in einer Straßenküche beginnt man zu werkeln. Da ich zur Zeit sowieso noch kein Fahrrad bekommen werde, ich mit rein in die Küche.  Zwei beginnende Holzfeuer vernebeln noch die Luft, sind aber bald heiß genug um kannenweise Tee zu kochen.
Auch der Milchtopf dampft schon und so bekomme ich bei der ersten Runde mit einen Tee spendiert. In der Küche sind die Temperaturen angenehmer als draußen und so wärme ich mich am Feuer, während die Zutaten für Dahl in einen  riesiger Wok wandern.
Als erster kommt ein Masalla Mix ( unterschiedliche Gewürz-Sämereien)  in das heiße Öl. Dann kommt eine Hand Chili Schoten  und später grob gehackte Zwiebeln dazu. Curcuma bildet den Abschluss. Ein Kübel gekochter Kartoffeln (natürlich mit Schale)  etwas zermatscht füllt den Wok weiter. Zehn Liter vorgekochter Kichererbsen und Linsen bilden die letzteTeil. Holz nach legen und noch mal 20 Minuten kochen. Das reicht im Dorf bis zum Abend.
Zeit für die nächste Teerunde und auf dem Gasfeuer werden die ersten Roti gebacken. Das wird mit dem inzwischen fertigen Dal mein Frühstück .
Mache mich auf die Suche nach einem Rad. Im Gästehaus der Assam Regierung werde ich fündig. Nur der, der die Berechtigung die Räder zu verleihen hat,  ist nicht da. Einer der "Regierungsdienern" bringt mich mit dem Motorrad zu einen anderen Fahrradverleih. Paar fast neue MTB stehen rum. Bekomme sogar einen Fahrradhelm  und ne Karte mit einigen Insel Highlights.
Hier auf Majuri  gibt es mehrere Hindu Klöster was sonst eher unüblich ist. Die heiligen Männer sind an ihren weißen Umhängen zu erkennen. Sie verehren neben den Hindu Standard- Göttern einen Vogelmenschen und tanzen zu besonderen Anlässen  mit Papp Mascheè Masken. Der Tempel von gestern Abend war also so Kloster. Mit der Handkarten und dem Navi sollte ich doch noch einige der Klöster mehr finden.
Nach 15km bin ich beim größtem Kloster der Insel - die heißen hier Satra. Einige Mönche verehren in einer großen, leeren Halle mit schallenden Trommel und Gesang ihre Götter. Draußen erfahre ich, das das Kloster ca. 350 Priester beherbergt. Grad mal 4 waren bei der Verehrung anwesend.
Ich radle weiter über die Insel. Einfaches Landleben. Fast alles dreht sich um den Reis.


Einige Frauen  handweben bunte  Tücher


... und der überall wachsende Bambus

wird kunstvoll zu Hauswänden geflochten.
Ich drehe um, will an die Sandbank Seite des Brahmaputra. Die Bambushütten stehen jetzt beidseitig des Deiches auf Stelzen.
Kaum eine Hütte hat Strom, einige Solar gespeiste Batterien. Während des Monsuns möchte ich nicht auf der Flusseite des Deiches wohnen ( zur Zeit aber auch nicht).  Komme an 4..5 solcher Vogelmenschen Tempeln vorbei. Da muß ich mich zu Hause mehr einlesen.  Nach vier erreiche ich wieder mein Dorf. Waren heute 50km und die Erkältung ist auch durch..
Morgen die nächste Runde.

So. 10.12.2017
Auch Routine hat was. Frühstück wie gestern. Danach steht das Fahrrad schon bereit. Leider ist auch die Sonne irgendwo hinter den Wolken versteckt. So verwechsle ich die Himmelsrichtung und radle nicht direkt Richtung Brahmaputra.  Da ein Hindu Prister gerade den Tempel den ich ansehen wollte, zu schließt, nimmt er mich mit zum Männertee. Eine Tonpfeife macht die Runde, unter dem  Tabak ein kleines schwarzes Klümpchen.
Den Geruch kennen ich genau...
Seit ich aus Nepal zurück bin, haben alle 3 bereisten  Staaten (Bihar, Nagaland und Assam) keine offiziellen Alkoholläden, also nichts mit Alc-Rausch, dafür wird mehr geraucht.
Komme in ein Dorf voller auf Stelzen stehender  Bambushütten. Unter jeder Hütte ein Webstuhl.  Ich mit meinem orange MTB bin wie einer vom fremden Stern.
Selbst Motorradfahrer halten ab um zu fragen woher ich komme, oder nur um mir die Hand zu schütteln. Ich bin hier nicht in Indien, sondern in einem abgeschiedenen Dorf auf einer abgeschiedenen Insel in tropischer Vegetation.  Könnte auch irgendwo in Laos sein.



Mein Rad ist das Highlight für die Kinder. Sie drehen damit Runden um die Hütten, während ich zwischen Schweinen und Hühnern auf Fotopirsch gehe. Alles ist eingekreist von Sumpfwiesen und verschlammten Flussläufen. Die meisten Einwohner aus dem  Dorf ist heute dabei die im Schlamm versteckten Fische aufzuschrecken ...
...um dann mit Bambussieben zu fangen.
Hauptsächlich gehen 3..4cm Fischlein ins Sieb,  manchmal auch ein kleiner Wels oder ein Jumper - so nennen sie ein 15cm langes Fischmonster.
Nach Norden komme ich nicht weiter, zu moddrig fürs Rad , außerdem zeigt das Navi dort weder Straßen noch Dörfer. Also diesmal - per Navi - zu den großen Sandbänken. Hier gibts auch Straßen und Deiche, und meistens auch Steinhäuser. Die  Ziegel dazu werden mittend in den Feldern gebrannt.
Zwei Ziegeleien, beheizt mit Holz und Steinkohle, Lehm vom Acker...
Je weiter ich an die Westspitze von Majuli komme, desto regenwaldähnlicher wird die Vegetation. Fischfallen in den Flussarmen und Bambusbrücken, die nur bis zum nächstem Monsun gebaut worden sind.
Komme noch an einer beginnenden Hochzeit vorbei, möchte aber wirklich nicht im dunkeln meinen Weg suchen müssen. Also nur einen Teller Reis und etwas gegrilltes Gemüse.
Bekomme auf einen Teller etwas angeboten. Dachte, es wäre Zuckerwerk, war aber Bethel Paste. Sofort auszuspucken. Das Zeug ist so ekelhaft und trotzdem kauen  alle Männer das Zeug um den roten Speichel danach überall hinzurotzen.


Plan für die nächsten Etappen Ziele: morgen am 11. den Nachtzug nach NJP. Am 12. mit den  Jeep -Taxi Darjeeling, dort den 13.  und 14.  bleiben.  Vom 16..18 ( mit Zeitpuffer für Zugverspätung nach Delhi. Am Di. den  19. 12 10:35 Abflug in Delhi und wieder über Helsinki nach München, Ankunft 17:50 deutscher Zeit .... nur für die Blogleser, wenn ich nicht mehr online würde...

Mo 11.12.2017
Da ich heute kein Fahrrad mehr habe, lass ich es gemächlicher angehen. Will noch mal in das Bambusdorf.  Deren Bewohner sehen nicht wie die der restlichen Insel aus.
Auch fehlt die Satra. Jedes andere Dorf hat mindestens eine der Hallen. In der 2. oder 3. Hütte wird mir von zwei Schwestern  ein Reisschnaps angeboten. Auch wenn er nicht schlecht schmeckt und  bei den Prozenten  auf alle Fälle keimfrei ist, Vorsicht. Die Frauen schlagen bei der Flasche kräftig zu,
für meinen Geschmack viel zu kräftig.. Das Handgewebte , was sie hervor kramen ist auf alle Fälle feinste Webkunst.  Habe es inzwischen an vielen Webstühlen gesehen, welche Kunst es ist mit den feinen Fäden die komplizierten, mehrfarbigen Muster zu weben. Da werden mit diversen Haken Fadengruppen an und abgesenkt, bevor das Schiffchen ein einziges mal durch den Stoff geschossen wird.
Es gibt kaum eine Frau auf der Insel die nicht ihren eigenen Stoff trägt...
Wenn gestern Fischerei Tag war, so muss heute Bambustag sein. Es dauert nur paar Minuten, bis aus einer grünen Stange 20 schmalen Streifen geschlagen sind. Grundlage für die Hütte, einen Zaun oder div. Werkzeuge. Und so grün , lassen sich sogar Bindfaden daraus abtrennen.
Und Bambus gibts in allen Arten  und wahrscheinlich auch Eigenschaften.
Mittags mache ich mich auf zum Hotel. Will nicht unbedingt erst die letzte Fähre nehmen, außerdem zieht es immer mehr zu....
Gegen die Strömung dauert die Fahrt merklich länger und ich schlafe sogar auf dem Dach des Passagierdecks ein.... Der Bus kommt im Regen in Marini an. Mein 2. Regen in 3 Monaten.  Da Zeit bleibt,  versuche ich gleich hier ein Ticket von NJ P nach Delhi zu bekommen. Schlafwagen sind alle voll, müßte also auf die Warteliste,. Blöd ohne indische Handynummer. Während der Bahnbeamte nach Alternativen sucht, wird genau ein Sitzplatz im AC (1. Klasse) frei. Mein Zug startet am 16.Dec. 22:50 und soll  2 Tage später irgendwann Delhi erreichen.  Damit wäre der schwierigste Teil meiner Tour auch gebucht.

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Kommentare

  1. Hi Gerold, schau dass wieder gut nach Hause kommst.. alles Gute weiterhin..

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