Sauraha

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Di. 28.11.2017
Als erstes leihe ich mir ein Rad, dann suche ich  noch einen Tourenanbieter um morgen in den Nationalpark zu kommen. Die meisten offerieren nur halbtags Touren. Bekomme aber was ich suche. Eine Tagestour zu Fuß in einer kleinen Gruppe.

Radle erst nach Tandi. Am Ortsrand ein Heim für hilflose Menschen.
Wenn auch ärmlich, gut das es sowas überhaut gibt.
Als nächstes stoße ich auf ein Hindu-Fest und einen Hochzeitsumzug.
Endlich mein eigentliches Ziel. Nennt sich 20.000 Seen und ist ein Schutzgebiet in der Pufferzone des NPs. Für 2$ Eintritt kommen mir auf der Schotterpiste  als erstes paar Wildschweine
und später einige Hirsche
entgegen. Überall Termitenhügel und Sumpflöcher voller Mücken. 

Gut das ich mich  dick mit DEET eingeschmiert habe. Schon hier patrouilliert das Militär um Wilderen das Leben schwer zu machen.
An einem großen See gehts nur noch zu Fuß weiter. Paar Marabus staken durch den Uferschlamm und Eisvögel schwirren davon. Versuche einige mal den Hauptweg zu verlassen, nur ist immer nach spätestens 100m kein Durchkommen mehr möglich und ich bin froh den Hauptweg überhaupt wieder zu finden.
Bekomme umsonst in einem kleinen Dorf die Reste vom kalten Mittagessen. Irgendwann drehe ich um, um mein stehen gelassenes Fahrrad per GPS wieder zu suche.  Mache an einem Militärposten noch mal eine letzte Pause, bevor ich endgültig  den Heimweg antreten. Durch den Dschungeln zu radeln war doch anstrengender als gedacht. Wieder in Tandi eine Massenhochzeit. Um einen Tempel werden gleich 5 oder mehr Paare verheiratet.

Zwar sind die Angehörigen ausgelassen und tanzen zu traditioneller Musik,
von den vielen Bräuten schaut aber keine einzige glücklich aus. Für die Priester ist das Fließbandarbeit. Ist das ein Scheiß mit den arrangierten Ehen. Die Höhe der Mitgift bestimmt den Ehemann fürs Leben.
Als ich endlich mein Rad abgebe  stehen 55km Dschungeltour auf meinen Navi und es ist schon wieder stockdunkel.
Schaue noch mal kurz bei dem Mahus und ihren Elefanten vorbei.
Es gibt gerade Elefanten - Abendbrot und paar Rüssel Wasser zu trinken. Bei mir reicht eine Literflasche.....


Mi. 29.11.2017
6:30 stand ich am Buchungsbüro . Erst mal gabs einen Tee. Unsere Gruppe: eine Holländerin, ein Italiener und ein Engländer.
Ein Fährmann stärkt uns  und die beiden Guides durch den dichten Nebel hinüber in Nationalpark. 
War schon erstmal ein komisches Gefühl, immerhin leben ne Menge Krokodile im Fluss und im Nebel verschwinden alle Konturen.  Auf der anderen Seite warteten die Jeeps auf ihre Gäste.  Wie laufen erstmal den gleichen Weg, aber der Jeep Konvoi überholt uns bald. Zehn Minuten später zeigt einer der Guides auf eine Tigerspur, die auf die frische Jeepspur eingedrückt ist. Heißt in den letzten paar Minuten ist der Tiger in die gleiche Richtung, die wir jetzt gehen, entlang gelaufen. Die Guides nehmen uns in die Mitte und lassen uns zusammen rücken.  Der Tiger bleibt unsichtbar, dafür beäugt uns ein riesiger Sambahirsch, später noch eine kleinere Hischart.
Im Nebes und der sich langsam durchkämpfenden Sonne ist alles fast schon mystisch.
Ein Pfad führt uns zurück zum Fluß. Manche Touristen haben nur eine Bootstour gebucht um die Vogelwelt zu beobachten. Unterschiedlichste Wasservögel suchen im Uferschlamm nach Kleingetier.
Ein Marabu fühlt sich gestört und fliegt davon. Vom anderen Ufer trompetet eine Herde Elefanten. Nur Rhinos wollen sich nicht sehen lassen. Es gibt an der Stelle vielleicht auch nur zu wenig Gras zu fressen.
Wieder zurück in den Dschungel. Eine Affen Horde streitet sich in den Baumwipfeln und lässt es Blätter regnen.
Nach dem hochwaldartigen Dschungel kommt niedrigeres Buschwerk. Der erste Rhinobulle 100m vor uns. Nervös lässt er die Ohren spielen.
Die Guides hatten uns vorher eingewiesen. Sollte uns ein Rhino angreifen, dann im Zickzack fliehen und nach Möglichkeit ein Kleidungsstück fallen lassen.  Das bringt uns paar Sekunden Vorsprung und das kurzsichtige Tier verliert uns hoffentlich aus den Augen. Beim Tiger und Lippenbär hilft, wenn überhaupt nur auf einen Baum klettern. Beim Tiger aber erstmal versuchen langsam rückwärts zu gehen, ohne ihm in die Augen zu sehen.  Ein, zwei tödliche Übergriffe passieren trotzdem jedes Jahr.
Unser Rhinobulle senkt den Kopf und frißt weiter.
Der Chitwan NP ist im Gegensatz auch von Dschungel viel grüner und vielfältiger als der Bardjia NP. 3 bis 4m hohes, zur Zeit blühendes Gras, alter Baumbestand und mit einmal savannenartige Ebene, dazwischen sumpfige Abschnitte und sandige Trockenflächen.
Gegen mittag legt der Dschungel auch eine Pause ein. Selbst die Vögel verstummen.
Mitten drin im Wald  eine Militärstation. Wo in der Welt stehen heute noch, um Wilderer zu jagen, Reitelefanten im Militärdienst?
Mir fehlt etwas die Vorstellung, ein Soldat mit MPi auf dem Elefant mittendrin im Grasland...An einem kleinen See machen auch wir Mittagspause.
Ich kann inzwischen die Dunghaufen von Elefanten (hellgrau) von denen der Rhinos (dunkel bis schwarz) aber auch Tiger und Bärenscheiß unterscheiden. Der Guide zeigt uns eine ganz frische Reviermarkierung eines Tigers. In der ersten Stunde ist Tigerpisse noch milchig weiß.... Wir müssen paar Bachläufe durchqueren
bevor wir an ein eingezäuntes Gebiet kommen. Eine Herde wilder Büffel mit Kälbern soll in den Park eingegliedert werden. Die Jungen wären ohne den Doppelzaun ein willkommener Katzennahrung.
Im Grasland tauchen noch zwei Rhinorücken auf.
Bis Februar gibt das Gras aber gute Deckung. Dann wird es vor dem Monsun niedergebrannt.
Habe schon weiteres Großwild aufgegeben, als in eine Böschung nur 5m vor uns ein Rhino grast. Die Entfernung ist für dessen Augen schon zu weit und der Wind bläst unseren Geruch in die andere Richtung. Jetzt nur kein verräterischen Geräusch machen. Ich höre das riesige Tier sogar schmatzen.
Die steile Böschung bietet uns aber einen gewissen Schutz. Für mich hat die Fressmaschine nur Hunger.
Der Engländer zeigt mir später eine Handy Video von gesten Mittag. Da fraß ebenfalls ein Rhino in ähnlichen Abstand. Nur was das schon außerhalb des  NP in unserem Dorf.
Als die Sonne untergeht, bringt uns das Boot wieder nach Sauraha zurück.
Weiß immer noch nicht, ob ich noch einen Tag länger bleibe (dafür spricht die heiße Dusche abends).
Werde aber die Grenze nach Indien schon hier  in der Nähe überqueren.

Do. 30.11.2017
Das muss aber mein wirklich letzter Tag in Sauraha werden.  Übermorgen  läuft mein  Nepal Visum aus und schon morgen beginnt das Hornbill Festival in Nagaland. Und  bis dorthin sind es noch über 1000km Luftlinie.
Heute morgen wieder kalter Nebel. Nach dem Navi läuft östlich und westlich des NP ein Pfad direkt am Fluss lang. Die erste Stunde ist der Fluß mehr zu hören als zu sehen und wenn ein Rhino vor mir im Gras stehen würde, wären wir bestimmt zusammen gestoßen. Die Sonne beginnt aber ab 8 ihre Arbeit und brutzelt den Nebel weg. Die Landschaft außerhalb des Parkers nimmt sich nichts zu der hinter dem Fluß.
Eisvögel, die braun-weißen Rostgänse, paar Marabus (sind trotz ihrer beachtlichen Größe die scheusten Vögel)... Eine Gruppe Hirsche flieht vor mir in wenigen Sätzen durch den Fluss in den "sicheren" Park. 
In einer Elefanten Stallung  breitet man die Tiere auf ihre tägliche Reit-Arbeit vor.  Ich wate durch einen Bach, in der Hoffnung den Schlamm aus den Sandalen zu spülen. Paar Schritte später klebt noch mehr Modder an den Schuhen
Dann von einer Sekunde auf die andere der Puls von 60 auf 180. Zwei Schritt vor mir an einer Böschung ein Rhinorücken. Ich ganz langsam zurück.
Als der Fotoapparat klickt, wackelt es zwar kurz mit dem Ohren. Es greift aber weder an noch flieht es. Mache einen großen Bogen um das Tier. Irgendwas stimmt nicht. Aus 30m sehe ich es.  Das Jungtier ist schwer verletzt.
Im Genick klafft eine tiefe Wunde und die 2 Löcher über der Schulter könnten von Tiegerzähnen stammen. Beobachte das Tier eine ganze Zeit. Mir scheint es zu schwach für einen Angriff uns so ziehe ich immer engere Kreise. Es kann kaum noch den Kopf heben und die Wunde riecht auch schon.  Markiere mir Stelle auf  dem Navi und laufe erstmal weiter. Ein Boot mit einen Guide kommt mir entgegen.
  Versuche ihm das mit dem Rhino zu erklären, aber erst als ich mit ihnen zurücklaufe und ihm das verletzte Tier zeige, begreift er und will die Parkverwaltung informieren. ...
Eine Stunde laufe ich noch am Fluß weiter. Der Pfad hat inzwischen aufgehört und ich  befinde mich auf einem Rhinotrek.
Als dieser noch ins mannshohe Gras führt, hab ich genug von Abenteuer und laufe durch den Dschungel wieder zurück. Stoße auf den Reitelefanten Rundweg. Jetzt dürfte nicht mehr viel passieren.
Wieder am Fluss entdecke ich einen jungen  Gavial, einer äußerst seltenen Krokodilart mit spitzer Schnauze.
Liegt faul am anderen Ufer und sonnt sich.
Die Art teilt sich mit den uns bekannten Krokodil den Flußlebensraun.  Hier geh sich bestimmt nicht ins Wasser. In Sauraha zurück liegen gleich 3 ausgewachsene Gaviale im Sand einer kleinen Flussinsel.
Es ist Mittagszeit und zwei Mahus schruppen  ihre Dickhäuter im Fluss.
Ich schlage den Weg nach Westen ein . Dort liegt das alte dörfliche Sauraha. Hier gibts keine Pizza aber für 50 Cent Dhal Bhat an der Straßenküche.
Das nächste Dorf ist durch einen starken Elektrozaun vom Fluß vor den Wildtieren gesichert und nachts wird zusätzlich das Eisentor zur Flußseite und zur durchgehenden Straße geschlossen. Jetzt am Nachmittag waten die Frauen aber durch das seichte Wasser und schleppen Günzeug und Brennmaterial aus dem Park.
Gavial Nummer 5 liegt unweit und wartet aufs Abendfressen....
Eine letzte Runde zum abendlichen Fluss und ein Rhinobulle badet auf meiner Seite bevor er erschrocken  mit Schwung die Böschung zum Parkt erklimmt und entschwindet.
Das war's mit meinem Chitwan NP.
Werde morgen früh mach Indien aufbrechen und hoffe noch, daß dort gleich einen Sleeperbus  bis  nach Siliguri fahren würde.

PS. Ein Ranger, dem ich das Foto vom verletzten Rhino zeige meint, dass könnte auch ein anderes Rhino gewesen sein. Sie schlagen sich mit ihren Hauern auch solche Wunden .



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