Dhulikhel

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Fr. 24.11.2027
Es  ist Dhulikhel geworden, zwei Busstunden westlich von Kathmandu, auf 1550m gelegen und nach Stefan Loose eine der großem Aussichtspunkte aufs Zentralmassiv.
Habe es aber schon gestern befürchtet, als ich mir die Satelliten Wolkenbilder angesehen habe. Dunst und Wolken liegen über den Gipfeln. Hier im Ort scheint aber die Sonne
und da ich ein Südzimmer mit Bett unterm Fenster habe, lasse ich mir die Mittagssonne auf den nicht mehr vorhandenen Bauch scheinen. Draußen tschilpen die Spatzen und ein Hahn kräht seit einer halben Stunde ohne Unterlass. Lässt sich aushalten. Ab hier geht auch der Lhasa Highway offiziell los und läuft an der Nordseite  des GH vorbei. Auch wenn das auf fast 1000km der einzige große Straßendurchbruch nach China ist, hält sich der Verkehr in Grenzen.
...bin natürlich eingeschlafen, aber als die Sonne nicht mehr ins Zimmer scheint weckt mich die Kälte.  Von draußen ertönt Blasmusik. Ein Hindu-Fest ?
Ich muss mich sowieso aufwärmen. Eine Hochzeitsgesellschaft zieht durch die Straßen.


Der Bräutigam wird mit viel  Lärm und Tanz durch die Stadt begleitet. Die Braut fehlt aber wieder mal. Der Umzug endet am Festplatz der Stadt und im Saal warten diesmal die Brauteltern mit der Glücklichen.(?)
Kein Shiva oder Priester. Auf der Bühne startet  die Fotosession, im Festsaal gibts Nepali foot zur Selbstbedienung. Helfer verteilen Sprite, Coke und Wassergläser voller Nepali  Wiskey . 
Mir wird ein Teller in die Hand gedrückt.  Reis, Dal,  Gemüse und  frittierte Zwiebel. Aus dem Fleischtopf mit Ziege fische ich mir die paar Stück  Röstgemüse aus der Soße.
Am Männertisch wird auf das Brautpaar angestoßen. OK einen ganz kleinen. Als ich mein Glas abstelle, wird es randvoll mit Whiskey nachgefüllt. Nicht mit mir. Suche mir einen "Frauentisch".
Wieso sitzen die meisten nach Geschlechtern getrennt?  Auch das Brautpaar auf der Bühne, zwar gemeinsames lächeln in die Kamera aber keinerlei Berührung. Selbst die Schlange beim Essen holen. Erst die Männer, dann die Frauen. Die Gesellschaft am zweiten Tisch ist angenehmer.
Eine Frau betreibt ein Kinderheim. Sie und eine andere waren schon in Deutschland. Es wird richtig lustig auch mit Coke und Wasser. Inzwischen spielt die Blasmusike im Garten und im Nachbarraum gibts Pop für die Jugend.
Im Obergeschoss gibts nach 2 Stunden noch mal warmes Essen. Zum Abschied habe ich für morgen eine Einladung ins Kinderheim und für den Abend eine ins Nachbardorf. Früh aber soll die Sicht auf die Berge frei sein. Hoffentlich täuschen sich da die Nepalies nicht. Deswegen bin ich ja eigentlich hier?

Sa 25.11.2017
Halb sechs weckt mich das Tablet. Noch ist es stockdunkel und ziemlich kalt. Aber die Dämmerung ist ja kurz hier. So beginne ich den Aufstieg zum lokalen Aussichtspunkt. Als die Dämmerung einsetzt weiß ich, dass es nichts mit Himalaya view wird.
Dunst und Hochnebel nach Norden. Trotzdem erklimmen ich dem Viewpoint. Die Bäume versperren die nicht vorhandene Aussicht und der Aussichtsturm ist seit dem Erdbeben wegen Einsturzgefahr gesperrt. Dafür zeigen sich aber nach Süden Berge, Terassenfelder und überall kleine Dörfer. Also die schwer erklommenen 1800m wieder runter. Es geht einen Trampelpfad durch Fast-Dschungel. Scheint ein Vogelparadies zu sein. Überall zwitschert es.  Ich überhole Frauen die schwer bepackt mit Viehfutter (meist dünnen Ästen mit Blattwerk aus dem Wald ) ebenfalls ins Tal laufen.  Eine Art großer Schuppen, der eigentlich nicht hierher passt  entpuppt sich als "Großbäckerei" . Drinnen kneten 3 junge Männer mit Händen und Ellbogen schweren Teig um dann Biskuit Plättchen daraus zu backen.
Ich hab doch noch nichts gegessen....  Im ersten Dorf ist die Schmiede gleichzeitig der Platz um Neuigkeiten auszutauschen. So laufe ich nach kurzem Plausch mit paar Männern den Weg wieder zurück - erstmal nur auf einen Tee.  Zum Schluss kocht die Hausfrau der Großfamilie das erste Tagesessen. Nepalesen essen  nur zweimal am Tag, so gegen 10 und nochmal an frühen Abend.
Zu meinem Tee werden mir aber erstmal von der Oma zwei frische Roti auf dem Holzfeuer gebacken.
Dann sitzen wir um das wärmende Feuer und es gibt das Standartessen . Reis, Dal, Spinat und einen Löffel scharfe Paste aus dem Glas. Vor dem Haus ein Blick ins fast 10km breite Tal.
Lasse ich mich beraten, was ich heute so anschauen könnte.  Namo Buddha, da sind sich alle einig. Ist ca. ein 2 1/2 Stunden walk hoch in die Berge. Da heute Samstag und somit Feiertag ist, will mir ein Nachbarsjunge den Weg zeigen.  Unten im Dorf gesellt sich noch sein Freund dazu. Da beide ganz gut Englisch können, wird es kurzweilig, aber trotzdem anstrengender Tagesausflug. Es geht durch Pinienwälder und an besetzten Picknick Plätzen vorbei. Was die Nepalesen lieben ist Picknick mit richtig kochen in der Natur. Der Weg zum Kloster ist oft nur eine Piste mit zentimeterhohen pulverartigen Staub. Wehe wenn uns ein Auto oder gar Motorrad überolt.
Augen zu und ein Tuch vor Mund und Nase...
Wir wandern durch Dörfer und an einzelnen Höfen vorbei bevor wir an einen uralten buddhistischen Kloster vorbei kommen. Drinnen ist es so  dunkel,  das der singenden Mönch kaum zu sehen sind.  Was für eine Atmosphäre.

Die Namo Buddha Monastie ist aber schon am Hang gegenüber auszumachen. Mir fallen Bilder des "Adlernest Klosters " in Buthan ein. Dieses Kloster hier ist aber erst paar Jahre alt. Ist fast ein eigenes kleines Dorf und wird von Pilgern und Touristen gleichermaßen besucht.
Meine zwei Begleiter erzählen mir, das das Kloster mit dem Bergen des Himalaya eine der schönsten Fotomotive  von Nepal hergeben. Heute aber nur ohne Berge.  ( Google am Abend nach Bildern vom "Namo Buddha" und muss es bestätigen, ein Traum Motiv mit den Mount Everest  im Hintergrund). Aber auch die Terrassenfelder sind schön.
Wir machen uns auf den Heimweg. Die beiden Burschen werden immer ruhiger. Sie sind einfach nur platt,  mir geht es aber immer besser. In ihrem Dorf verabschieden wir uns . Auf mich warten noch gut 1 1/2 h Weg bis Dhunikel.
Kurz vor dem Aussichtspunkt kommt mir die Frau aus dem Kinderheim (die von der gestrigen  Hochzeit ) mit 10 ihrer Kindern entgegen.
Sie läuft jeden Abend mit paar ihrer 50 Anvertrauten eine Runde. Also drehe ich um und wir laufen nochmal über ein kleines Tal einen anderen Weg zurück

Sie war Krankenschwester, bevor sie ein deutsches Ärztepaar traf, mit denen sie die Idee eines Kinderheim fasste. Inzwischen sind fast 50 Kinder in ihrem Haus, vor paar Jahren konnten dann der Grund für ein neues Haus erworben werden. Morgen will ich mir mal ansehen, wie weit der Bau inzwischen fortgeschritten ist.
Nachdem die Kinder wieder in ihren Heim verschwunden sind , komme ich noch zu einem Kaffee zu Sharmila, die im Nachbarhaus wohnt.....

So. 26.11.2017
6:30, neuer Anlauf das  versprochene Hauptmassiv zu sehen.  Noch mehr Dunst als gestern. So laufe ich erst nach Osten um dann einen steilen Pfad in ein Tal abzusteigen. 
Einige Lehm und Wellblechhütten.
Eine Familie lebt in einem  wenige qm großem Raum zusammen mit ihrem Zieglein auf gestampften Lehmboden und der Qualm der offenen Feuerstelle zieht zwischen den schiefen Wänden und dem Dach ins Freie.
So viel Armut habe ich bisher noch nicht in Nepal
 gesehen. Es sieht aus, als ob eine  Ziege der einzige Besitz vieler ist.

Vor der Hütten wächst etwas Spinat und paar Tomaten und Zwiebeln und die Mädchen schleppen das Viehfutter in ihren Körben aus dem Tal.
Wer mehr besitzt stapelt seinen Besitz an Mais in Pyramiden vor dem Haus.
Wo es nur möglich ist sind Terrassenfelder oder Beete angelegt. Fast alle sind jetzt aber abgeerntet. Nur der Raps ( könnte such Senf sein) blüht hellgelb zwischen dem Grau. Überhaupt scheint für viele Pflanzen so etwas wie unser Frühling zu sein. So sind die rosa blühenden Wildkirschen der Farbtupfer zwischen den Feldern und auch die Blüten der Holunderbeeren öffnen gerade ihre Knospen.
Den Weg den ich eingeschlagen habe wird zu einem kaum ausmachbaren Pfad, bevor er im dschungel artigen Wald ganz verschwindet.  Keine Idee, wie die Bauern ihre Felder erreichen. Im Tal ein Bach und kein weiterkommen. Also wieder aufsteigen und ins nächste Terrassental. Der Abstieg ist ziemlich mühsam. Erst wenn ich auf  einem Feld stehe, erkenne ich, dass das nächste Feld ein, zwei Meter tiefer liegt.
Ich rutsche mehr die Terrassen runter als ich klettern kann. An den nassen Klamotten aus dem Wald klebt sich die Erde und ekelhafter Klettsamem heften sich wirklich überall fest. Von oben sah das alles so easy aus. Erkenne am Hang zum Nachbartal endlich einen fast ebenen Trampelpfad. Als ich zu ihm hochgeklettert bin, entpuppt er sich als ein künstlicher Bewässerungsgraben. Macht langsam keinen Spaß mehr. Packe Fotoapparat in den Rucksack und beginne  mir auf allen Vieren einen eigenen Weg zu bahnen. Wie aus dem nichts eine in einem Misthaufen endende Staubpiste.. Ist mir inzwischen schon egal, wenn sich noch eine Staub-Schlammschicht auf mir festsetzt.....
Sehe im nächsten Dorf wie ein Schwein aus, kann mir aber wenigstens den Schlamm von den Sandalen waschen. Auf dem Navi bin ich nicht mal 3km weiter gekommen, waren aber zusätzlich 500m auf und ab. Die Staubstraße läuft zwar im riesigen Bogen um Dhulikhel herum, habe aber keine Lust mehr auf Abkürzungen. Stoppe einen Jeep und er nimmt mich in die nächste Stadt mit.
Ein großer alter Kali Tempel
und eine Möglichkeit mich wenigstens etwas zu waschen verbessern wieder meine Laune  und als der vorbeifahrende Bus sogar auf mein winken stoppt, ist die Welt wieder OK.
Komme 10 vor zwölf im GH an. Checkout ist 12Uhr.  Ich ins Zimmer, wasche schnell meine Hosen, wringe sie aus und muss sie wieder mal so nass anziehen.
So kann ich mich aber wenigstens bei Shatmila sehen lassen. Da ich ihr gestern verraten hatte, dass ein echter Bohnenkaffee das ist, das ich mit am meisten vermisse, kocht sie mir zwei riesige Pötte Filterkaffee. Dann zeigt sie mir das Kinderheim.
Ist ziemlich beengt, denn in das angemietete Haus musste nach dem Erdbeben der Eigentümer selbst  wieder mit einziehen, da sein Haus nicht mehr bewohnbar war. Solche Geschichten machen das Unglück für mich erst real....
Nach dem Kaffee machen wir auf zum Rohbau des neuen Kinderheim. Welch ein Unterschied. Am Stadtrand mitten in der Natur.
Groß und hell wird es. Ein Haus für die Jungen und das Haupt- und Mädchenhaus. Mit allem was man für 50 Kinder so braucht.  Eine Bibliothek, ein Krankenzimmer, Lern und Spielräume. Die Küche (ihre Kinder verputzen allein jeden Monat 300kg Reis) . Das dicke Skelett des  Stahlbetongerüst verspricht Erdbebensicherheit. Die ersten Fenster sind schon drin. Geht immer ein Stück weiter, wenn neues Geld aufgerieben werden kann. 2/3 der 350.000€  ( für Grund, Haus und Mobiliar) sind schon vorhanden und verbaut.
Ein kleines Pappmodell
zeigt die geplante Zukunft. Die Augen der kleine Sharmila glänzen, während sie mir erklärt, was in den Rohbauzimmern mal sein wird.
Sharmila - in der Stadt ist sie bekannt wie ein bunter Hund und es vergehen keine zehn Minuten in denen nicht ihr Handy klingelt. Arrangierter kann man kaum sein.  Wir verabschieden uns und ich muss sie einfach mal ganz fest drücken.

Das Team, das von Deutschland aus das Projekt unterstützt und mit finanziert hat natürlich auch eine  webpagei
www.siddhartha-nepalhilfe.de

Kaum am Busstand und schon geht ein Bus nach Kathmandu ab. Bewege mich inzwischen ziemlich zielsicher durch die Gassen der Altstadt. Bekomme wieder ein Zimmer in meinem letzten Hotel. Kein Vergleich zum überteuerten Dhunikel. Mache mich schlau, wie ich morgen in den Chitwan  Nationalpark kommen kann und finde sogar die Gasse wieder in der eine fahrende Küche leckere Roti Wraps mit Ei und geröstetem Gemüse macht. Etwas wehmütig laufe ich ins Hotel zurück. Habe bisher wenige Städte mit so viel Flair erlebt.

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