Pushkar

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Mo. 23.10.2017
Es hat alles wie am Schnürchen geklappt . Kurz vor 8 hatte ich schon  meine Spritze abgeholt und eine halbe Stunde später fuhr mein Bus mit mir  nach Ajmer ab. Dort keine 10 min gewartet und gegen vier stand ich schon im Moon  Light  unter der Schöpf-Dusche...
Die Strecke nördlich von Udaipur ist gesäumt von nicht endenden Marmor und Granit Schneidereien. Und Granit gibt's von tiefschwarz bis rötlich und grünlich und dann noch in den schönsten Maserungen. Nur unser grau-in-grau  gibt das Gebirge nicht her.
Irgendwann gewinnt landschaftlich aber die Wüste gegen das grüne Udaipur.

Mein Hotel mit dem Flair eines Rajasthan-Museums. Überall große Holzfiguren  von Männern mit Schnauzbärten, uralte dicke Holztüren und im 3.Stock eine Dachterrasse mit Blick Richtung Wüste. Durchs Treppenhaus zieht ein Duft des alten Holzes und Räucherwerks.
Die Camel-Fair hat wohl doch noch nicht offiziell abgefangen aber die Wüste westlich der Stadt ist schon voll von Nomaden und ihren Herden.  Und die Touris sind auch schon da.
So geht's bis zum Sonnenuntergang zur Foto-Safari.








Die Entscheidung, das Städtchen noch Mal  in meine Route einzuschieben war Gold richtig.

Di. 24.10.2017
Noch bevor die Sonne aufgeht, bin ich wieder auf dem Weg zur
Camel , wie die Camel-Fair hier genannten wird. Es gibt immer etwas neues zu entdecken. Auf der Camel werden auch Pferde und Rinder gehandelt. Die Pferde kommen erst jetzt, da sie meist  per LKW gebracht werden. Welch eine schöne Wüsten Rasse , mit Kobold Ohren und manche mit blauen Augen. Aber nach der Reise noch ziemlich wild ausschlagen und beißend.
Auch für die Eigentümer nicht ganz ungefährlich.
Andere LKWs bringen laufend Futter.  Zu meinem Besuch vor zwei Jahren sind auch mehrere neue Viehtränken gebaut worden.  Die sind für die Nomaden aber genau so Trinkwasserstellen wie für die Tiere. Selbst einen Heli-Landeplatz  gibt's inzwischen.
Am äußersten Ende der Camel  die Hütten der Armen, die sonst allein hier leben mit ihrem Arbeitsplatz, der Müllkippe von Pushkar.
Laufe im Randgürtel um die Stadt, bevor ich wieder zum heiligen See mit seinen vielen Bade-Gats komme. Auch Gandhis Asche wurde einst hier verstreut. Unzählige Pilger kommen nur wegen des reinigenden Bades hierher. Viele der Sadhus scheinen aber hier zu leben. Ist bisher auch der einzige Ort in Indien, in dem ich die extremen Asche Sadhus gesehen habe. Unterhalte mich mit zwei von ihnen. Sie praktizieren Yoga der extremen Art (Gewichte an die Hoden!) und als mir der eine das dann auch noch vorführt ist echt krass. Aber das bewusstseinserweiternde Rauchen gehört genau so zu ihrer Lebensphilosophie. Das letztere teilen sie für paar Rupies gern  mit indischen Jugendlichen.  Und obwohl sie es eigentlich nicht erlauben, sich Fotografieren zu lassen, bekomme ich endlich  ein "but only one.."
  Ich hab' mir die Fotos wirklich nicht erkauft !!! Am Südufer des Sees gibt's auch  mehrere bewohnte Tempel.
Am Bade-Gat der Männer werden die nassen Turbans auf den Stufen getrocknet. Ich schreite einen ab. Sind fast 10m Stoffbahn.
Das neu binden eines Turbans ist bei den Sikhs eine langwierige und filigrane Arbeit. Die Wüstenbewohner hier wickeln ihn sich in kürzester Zeit genauso haltbar um ihnen Kopf.
Und da Pushkar so überschaubar klein ist, mache ich einen Abstecher für eine notwendige Dusche ins Hotel.
Verlängerung auch gleich die Reservierung meines Zimmer. Zum Sonnenuntergang mal wieder zur Camel. Im Laufe des Tages sind hunderte neue  Kamele von irgendwoher aus der Wüste angekommen und belagern erstmal die Wasserstellen.
Wenn die Camel keine Messe wäre, wäre sie eine Fotoschau für Kamele und Nomaden. Profies (viele Japaner und Koreaner) mit einer Ausrüstung im Preis eines Kleinwagen und mit eigenen Trägern kämpfen mit mir um das schönste Camel  Bild im Sunset. 

Werde morgen zum hiesigen Hospital gehen, ob's den Tollwut Impfstoff auch hier gibt? Der Hausherr des Hotels meint aber aus persönlicher Erfahrung, das wenn  er nicht  vorhanden sei,  ihn das Hospital innerhalb paar Stunden aus Ajmer beschafft würde.
Das will ich aber lieber selbst hören/prüfen.


Mi. 25.10.2017
Nach einer heißen Nacht reicht heute morgen der Wasserdruck nicht bis an meinen Wasserhahn.  Mache mich so verschwitzt erst zur Camel
auf und dann  auf die Suche zum Hospital. Lande erst in einem staatlichen "Gesundheitszentrum" wo der Mann im schmutzigen Unterhemd  gerade Blut abnimmt um danach in einem steinzeitlichen  Röntgen Gerät verwaschene Aufnahmen produziert.  Er kennt VaxiRab N  nicht. Es gibt aber noch ein echtes Krankenhaus. Sieht nicht unbedingt besser aus. Auch hier gibt's das Serum nicht. Ein junger Arzt spricht mich an, telefoniert dann rum. Gibt's aber auch auf und winkt mir ihm zu folgen. Auf seinem Motorrad klappern wir mehrere Apotheken ab. Die Vierte schaut in den Kühlschrank und holt eine Packung mit Verfallsdatum 2020 hervor.
Zurück im Krankenhaus schreibt er mir seine Tel Nr auf. Wenn ich in 2 Tagen wieder hier bin, soll ich ihn anklingeln lassen, damit er mir die 3. Injektion geben kann. Will ihm wenigsten paar Rupies geben. Er winkt nur ab und verschwindet. Hole mir im nächsten Straßenladen eine tiefgekühlte Wasserflasche und wickle das Serum um die Flasche.... Jetzt liegt die Ampulle im Kühlschrank der Hotelküche. Die beiden Wunden der Eckzähne vom Biss sind kaum noch zu sehen, keinerlei Entzündung herum 😆

Will heute einen größeren Bogen um die Stadt ziehen. Südwestlich gewinnt sofort die Halbwüste.
Affen streiten sich auf irgendwelchen Dornenbäumen. Paar km weiter hat eine Schule Sportfest auf dem feinstem  Dünensand. Speerwerfen, Kugelstoßen und Seilziehen und das in sauberste Schuluniform.



Nach Süden tut sich ein Gebirge auf, das gleichzeitig Wasser sprudeln lässt. So gibt's mit einem Mal grüne Gemüsefelder und kleine Dörfer. Eine Oma sitzt auf einem Hochstand in einem Hirsefeld. Sie ist Herrscherin über ein Netz aus  Seilen,  an denen alles hängt was irgendwie klappert.
So versuchen sie die Vogelschwärme ohne Pause von der baldigen Ernte fernzuhalten...
Komme wieder im Osten der Stadt raus und rette mich in den Schatten des dortigen Sikh Tempels.
Abends wieder zur Camel.

Jetzt beginnt auch das Volksfest.
Cameldance ist  Zirkus für Hartgesottenee.
Das arme Tier muß zur Trommel erst am Boden,  dann auf einen Tisch, dann auf einem Bett tanzen.  Zum Schluss wird der Kopf mit Stricken soweit nach hinten gezogen, daß er fast dem Höcker berührt. Soll wohl schön aussehen, jedenfalls für die Kinder der Nomaden tut's das.

Durch die inzwischen vielen Tiere liegt nur noch Staub in der Luft. Bilder mit Blitz zeigen nur noch reflektierende Staubkörner.
Das, was auf dem Markt der Camel gibt, wird auch gleich hier hier hergestellt. Da werden Werkzeuge geschmiedet und Küchengeschirr aus Alu-Scheiben heraus gehämmert. Seilzeug und Transportsattel , Messer und Äxte, Hauptrenner sind reich verzierte Bambusstöcke.....


Das Betteln scheint hier Mode zu sein.  Selbst in den Dörfern im Umfeld  betteln mich Erwachsene an. Das nervt und lässt mich zunehmend laut werden.

Do 26.10..2017
Zum Frühstück habe ich an der Straße was neues probiert, weiß aber nicht wie es heißt. Ist eine scharfe Paprika in Teigmantel  frittiert und dann mit der Schere in Ringe geschnitten. Dazu eine süss-scharfe Kichererbsen Soße. Kostet weniger als 20cent und 2 Portionen machen für fast den ganzen Tag satt. Nur braucht man wegen der Schärfe sofort einen Liter Wasser...
Hatte mich auf eine zweitägige Tour nach Haridwar in Uttarakhand (UT) mit Übernachtung in Delhi eingestellt. Jetzt habe ich für morgen um 16:00 ein Ticket im Sleeperbus der 300m von hier startet und übermorgen Vormittag in UT ankommt.
Gut gelaunt laufe ich  heute nach Osten. Schon fast am Stadtrand kommt mir eine hinduistische  Pilgergruppe entgegen.
Bestimmt 50 Leute, ein Viertel davon Sadhus. Ich drehe um und laufe mit ihnen mit. Sie beziehen neben einem Pyramidentempel eine Pilgerunterkunft
und sie ist innerhalb der nächsten 2 Stunden das Ziel noch mal der gleichen Anzahl von Pilgern.
Der Pushkar Lake ist halt eine der heiligsten Stätte  und es gibt wohl nur zwei Lord BrahmaTempel in ganz  Indien. Im Reiseführer steht was von fast 2000 Tempeln allein in der Stadt, wobei die Hindus mit dem Begriff Tempel sehr frei umgehen.
Irgendwann habe ich genug Bilder auf den Chip, brauche aber eine Dusche.

Am frühen Morgen sind noch Mal mehrere große Karawanen angekommen.
Was auf den Kamelen  verschnürt ist, ist Brennholz, Kochgeschirr, Mehl fürs Fladenbrot und paar Decken. Bis zum Abend könnten über Tausend Kamele auf den Gelände sein.
Eins geht im Laufe des Tages aber schon für endgültig in den Kamelhimmel.
Die Regierung hat dieses Jahr die Anzahl der Pferde auf 800 beschränkt. Alle sind darüber verärgert, der Pferde Platz ist auch fast leer, dafür scheinen aber  nur die schönsten zu kommen.

Obwohl Pushkar auf knapp 600m liegt stieg die Temperatur heute wieder über 35 C. Die gleiche Temperatur in meinem Zimmer als ich gegen 7 wieder in Moonlight zurück bin. Aber es geht ja in den nächsten Wochen zurück in die Berge.


Fr. 27.10.2017
Hole mir früh im Hospital meine nächste Tollwut Immunisierung.
Das setzen einer Injektion kostet in Indien 10rs (13cent) wenn wie bei Vaxirab die Spritze schon dem Serum beigelegt ist. Da greift in Deutschland noch niemand zum Kugelschreiber....

Bummle noch mal um den See und dann in die Dörfer in der Wüste. Es ist wirklich schön, der Geschäftigkeit der Stadt und der Camel zu entfliehen.
Wilde Pfaue suchen in den Feldern nach fressbaren.
Wo bewässert wird, grünt und blüht es , wo nicht nur Sand und Dornengestrüpp.

Die Dorfbrunnen verschwinden irgendwo in der Tiefe. Trauen mir aber nicht einen Stein hinein zu werfen , um zu wissen wie tief sie wirklich sind.
Ein Baum mit einer Art Riesen-Stachelbeeren trotzt aber der Trockenheit. Hab die Früchte schon auf dem Markt gesehen, müssen aber erst gekocht werden.
Kamel und Ziegen. Hirten lassen ihre Tiere in den Dünen die Bäume abknabbern.
Unglaublich, die Kamelen fressen die Zweige mit den 4cm langen Dornen, die glatt eine Schuhsohle durchbohren können.  Sehe Frauen, die beim Straßenbau für ihren Lebensunterhalt schwer schuften müssen (die Männer stehen da eher um  herum).


und andere, die es mit Betteln versuchen.
Komme das letztes Mal über die Camel. Im Hotel noch eine Dusche, der Rucksack steht aber schon seit heute früh an der Reception.
In gut einer Stunde geht der Bus. Brauche nur noch was zum Knabbern für die Nacht .

Höre gerade wie mein 400rs Zimmer für 1200rs über den Tisch geht. Camel-price.

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