Leh

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Unser Hostel liegt ca 1.5 km südlich der Stadt. Frühstück gibt's erst ab 8. Bis dahin bin ich schon das erste Mal bis fast ans andere Ende von Leh gelaufen und war in der größten Monastrie.
Die gute Seele des Hostels gibt mit Vaseline für meine Lippen und paar Tips für paar ursprüngliche Dörfer in der Umgebung. Die Stadt selbst ist doch ziemlich touristisch.
Also laufe ich zum 15km entfernten Saboo. Geht die erste halbe Stunde an der 4 spurigen Hauptstraße entlang, dann aber nach Osten in die Berge. Sehe das erste Mal eine Solaranlage, die über Dampf Energie erzeugen soll.
Nur scheint die Regelung defekt zu sein, denn die Brennpunkte der riesigen Parabolspiegel zeigen beim gegenwärtigen Sonnenstand überall hin, nur nicht auf die Wärmetauscher.
Kurz vor Saboo ein Haus im tibetischen Stil mit einem Garten voller Blumen.
Ich schaue über die Steinmauer und sehe eine Frau in tibetischer Tracht, die gerade fertig geworden ist traditionell in einen hohlem Holzstamm Butter zu stampfen.
Man winkt mich in den Garten und bald sitzen wir alle zwischen den Blumen zum Frühstück. Es gibt geröstetes Gerstenmehl dazu einen roten Retticheintopf. Ich kann mit dem Mehl nichts richtiges anfangen, und so zeigt mir der Hausherr, wir man mit den Fingern aus Mehl und Wasser einen trockenen Teig kneten der dann in den Eintopf eingetunkt wird. Durch das rösten schmeckt das ganz OK , aber nicht gerade gourmetmäßig.
Dazu gibt's aus der ganz frischen gestampften Yak ! Butter leicht salziger Buttertee. Nix mit ranzig. Und der schmeckt mir wirklich.
Heute wird in diesem Haus eine tibetische Punja (hoffentlich schreibt man das auch so) abgehalten. Nach dem Frühstück schnippeln die Frauen weiter Gemüse, um die großen Töpfe zu füllen. Eigentlich will ich doch weiter ins Dorf, soll aber unbedingt in zwei, drei Stunden wieder vorbei kommen.....
Saboo hat zwischen kleinen Terrassenfelder mit Gerste, Kartoffeln und Gemüse ca. 50 Häuser. Dazu zwei Monastries, ein fast fertiges buddhistisches Ausbildungszentrum
und überall kleine Stupas. Yaks grasen die übrigen Gerstenstoppeln ab.
Frauen buddeln die letzten Kartoffeln aus und tragen die Getreidegarben zu den Dreschplätzen. Komme mit einem Mann ins Gespräch, der gerade seinen Kohl fertig geerntet hat. Wir sitzen im Schatten, und wie kann es nicht anders sein, trinken Tee. Weiter oben werden werden grüne Tomaten geerntet.... Natürlich schaue ich mir beide Monastries an, bevor es wieder zur Punja geht. Eine Punja ist eine buddhistische Zermonie, lasse ich mir erklären, bei der die Gläubigen von den Mönchen eine persönliche Belehrung bekommen (oder so ähnlich). Ein Gastgeber stellt sein Haus zur Verfügung und verköstigt die anderen Buddhisten. So kommen nach und nach alle Bewohner des Dorfes vorbei. Die Frauen meist in ihren wadenlagen schwarzen Filzkleidern. Im ersten Stock des Hauses ist eine kleiner Tempel eingerichtet worden und vier Mönche lesen ihre Mantras untermalt von Trommeln, Hörnern und Schellen und ihnen wunderbaren Gesang.
..oder sie belehren die eintreffenden Dorfbewohner.
Draußen geht es sehr locker weiter. Die Frauen bringen einen Gang nach den anderen des vorbereiteten Essens an die Gäste. Auf eine Gemüse-Nudelsuppe gibt es Reis mit zerlassener Butter gemischt mit Mandeln, Nüsse und getrocknete Aprikosen. Der Hauptgang ist dann Reis mit einer Fleischsoßen in der auch Eier gekocht wurden und natürlich Gemüse. Da mir immer besonders viel in die Schale gegeben wurde, muss ich beim letzen Gang wirklich passen. Zwei kleine Mädchen nehmen mich mit in das Butterlampen Häuschen im Garten und wir kümmern uns, daß die hunderten Butterlampen nicht verlöschen.
Die Mädchen ernten, huckepack auf mir, paar Äpfel vom Baum und wir sitzen später im Raum der Mönche und lauschen deren Mantras. Im Nachbarzimmer sitzen die Frauen und singen tibetische Lieder.
Ich bin so glücklich, dass mir die Tränen kommen.
Gegen sechs ist die Punja vorüberund die Mönche werden wieder in die Monastrie gebracht. Wir sitzen noch etwas zusammen, bevor ich mich auf den Rückweg nach Leh mache.

Der Inder mit dem ich in Keylong das Zimmer geteilt hatte fährt schon morgen früh imweiter Richtung Kaschmir. Schade, ist auch meine Route. Ich reserviere aber mein Bett im Schlafsaal für noch 3 weitere Nächte. Gestern war ein Australier mein Bettnachbar, der deutsch sprach da er ein Garmisch und Köln gearbeitet hat. Heute ist ein Amerikaner im Bett über mir eingezogen. Eine Bulgarin hat einen Kurs in einem Meditationzentrum gebucht und andere trekken einfach nur durch die Berge.
Muß unbedingt bei einem der Hostelgästen Sonnencreme schnorren. Sowas gibt's in Indien nicht und seit Tagen bremst keine einzigste Wolke die alles verbrennende UV Strahlung.
Jeder Tag auf meiner bisherigen Tour ist so übervoll mit Leben, daß ich inzwischen ganz froh bin, dieses auch für mich selbst im Blog festzuhalten.


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Do. 5 10. 2017
Der Fluß, der das Lehtal geformt hat ist der Indus. In der näheren 
Umgebung gibt's nur eine Brücke darüber. Aber dahin zu kommen ist eine 
ziemlich staubige Angelegenheit und gar nicht so einfach. Die Indien 
Airforce, Bodentruppen und der Flughafen von Leh bilden Richtung Fluß eine 
fast undurchdringliche Absperrung und so komme ich zu Fuß nur bis Spituk. 
Ist ein ziemlich armes Dorf. Jedes Haus ist mit einer hohen Mauer aus 
ungebranten Lehmsteinen umgeben und die meisten Häuser bestehen aus dem 
gleichen Material. Durch den Ort zieht ein trockenes Flußbett und darin 
werden Steine und Sand als Baumaterial abgebaut.  
Die Gegend hat, bis auf
etwa einen km um das Indus Fußbett schon etwas sehr wüstehaftes.
In Spituk gibt es ein tibetische Flüchtlingskinder-Dorf mit Schule in der 
natürlich auch tibetisch gelehrt wird. 

Mache paar Fotos bei den Kleinsten
bis die Glocke zur Mittagspause ruft. Paar Minuten wird getobt, dann setzt 
sich die Rasselbande in den Staub. Auf dem Speiseplan steht heute ein 
hartgekochtes Ei. Und da ich auch auf dem Boden sitze, bekomme ich auch 
ein's ab.
Spituk hat auf einem Hügel eine ziemlich bekannte Monastrie. Für den 
Aufstieg werde ich mit einem fantastischen Ausblick belohnt.
Überraschung ! In einem Internet Laden werde ich endlich meine Mails und 
den Blog los. Mehr Bilder werde ich, wenn's mal WiFi im Hotel gibt nachliefern.
Hinter der Airforce gibt es endlich eine Lücke um in Richtung Leh zu 
laufen. Über den Indus hab ich's heute nicht geschafft. Steife noch etwas 
durch die Altstadt und laufe hoch zur Festung... Im Hostel zeigt das Navi 
für heute 32km Fußmarsch an. Werde die nächsten Tagen etwas kürzer treten, 
da mein Knie ziemlich schmerzt.

Zum Abendbrot gibt's 3 Äpfel und eine Banane.

Im Moment muß ich wirklich jeden Tag waschen, so staubig ist alles.

War am Busstand . Es gibt seit paar Tagen keinen Bus mehr nach Srinagar in 
Kashmir. So werde ich übermorgen eine Shared Taxi bis Kargil, ungefähr der 
halben Strecke bis Srinagar nehmen. Die Direktverbindungs Taxis von Leh 
nach Srinagar (ca 500km) fahren nur Nachts und das will ich nicht.
PS: habe Sonnencreme bekommen, leider zu spät, bin ziemlich im Gesicht 
verbrannt.

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Will es heute etwas ruhiger angehen. Bummle etwas durch die Stadt um etwas 
später weiter aufzusteigen.
Leh hat eine richtige Touri-Straße zum shoppen, aber auch ein muslimisches 
Viertel. Transparente auf arabisch und englisch über Märtyrer im Iraq und 
Sprüche wie 'lieber sterben als ...' . Und das im buddhistischen Ladhak. 
Am Nachmittag erlebe ich das Freitsgsgebet in einer Moschee. Da die Moschee 
schon voll ist, sind auch auf dem Platz davor Gebetsteppiche für die 
Muslime ausgerollt.

Ich laufe durch die Gasse der Bäcker in der gleich 5 dieser ihre 
Fladenbrote an den Kunden bringen. Probiere zwei der Konkurenten und sie 
schmecken wirklich unterschiedlich.
An einem Bach eine Hindu Familie in einem Lumpenzelt lebend, umgeben von 
einen Berg aus tausende Plastikflaschen die sie als Lebensunterhalt 
gesammelt hat. Manchmal möchte ich doch meinen Grundsatz niemals Geld zu 
verschenken brechen.

Ich treffe zwei Frauen, die Zement und Kies mit der Hand mischen um daraus 
Betonziegel zu pressen. Ihr kleiner Engel sitzt wartend auf dem 
Ziegelhaufen. Wir necken uns und verputzen zum Schluss meine Not Ration Kekse.
Über der Stadt ein Gürtel aus Pappeln und Weiden. Dazwischen Guesthäuser 
und Häuser mit Gärten, Gompas und überall die großen Gebetsmühlen. Der 
Staub und Lärm aus der Leh ist verschwunden, dafür kleine Bäche und 
steinige Wiesen.
Ich erlebe wie zentnerschwere Steine, die in einem zukünftiges Feld liegen, 
mit dem Hammer in verbaubare Granitbrocken zerschlagen werden. 
Bepflanzbare Boden ist kurz vor der absoluten Steingrenze ziemlich wertvoll.
Von der ferne sehe ich eine riesige Steinpyramide. Ist eine 600Jahre alte 
Gompa, aber wirklich riesig.
Laufe, bis auch die letzte Straße aufhört und lasse mich zurück in die 
Stadt treiben. Noch paar leichtgewichtige Souvenirs gekauft und am 
Taxistand für morgen 10:00 einen Sitz nach Kargil reserviert. Die Pässe 
nach Kashmir sollen noch mal richtig hoch gehen. Hab mir gleich den 
Frontsitz im Taxi reserviert (grad mal 100rs mehr).

Schock, mein Hostel ist abgeschlossen und wie es aussieht alle Gäste weg. 
Die Tel. Nr an der Tür hilft mir wenig. (Ausländer bekommen in Indien keine 
SIM Karte). Paar Inder helfen mir mit ihnen Handy. "...will be back in 30 
min..." . Unsere Passdaten müssen täglich zur Polizei gebracht werden und 
die Behörden hatten heute Nachmittag einfach mal zugemacht. Als 
Warteentschädigung gibt's Tee und Kekse und einen Plausch.
Die Ladhaker und Tibeter hier sind so angenehme Menschen. Werde sie, ihren 
Buddhismus und Berge vermissen. Kann nur sagen "Yulley Ladhak" .

Waren heute nur 16km. Mein Knie meint aber "immer noch zu viel". Glaube 
kaum, daß es durch die nächsten zwei Reisetage wieder fit wird. Grüble 
schon über einen Plan B. Habe aber keine Lust auf Meer. Mal schauen.




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