Jaimer

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Sa 14.10.2017
(Das Tablet ist wieder tot. Es lässt sich zwar auf dem Handy irgendwie der Blog tippen, aber das smartphone erkennt über OTG die Canon nicht.
Der Blog wird also ziemlich farblos werden. Vielleicht macht das Handy paar Notbilder)..


Das ich in Rajasthan angekommen bin zeigen die ersten Kamele bei der Feldarbeit und paar Forts auf der Fahrt hierher.  Der Osten des Bundesstaates ist feuchter und so auch fruchtbarer und heute auch nicht so staubig wie Jodhpur und Jalsamer vor zwei Jahren. Nehme ein einfaches Hotel gleich hinter dem ISBT. Macht in paar Tagen die Weiterreise leichter und 400rs mit eigenem Bad, da kann ich nicht meckern. Fort und Altstadt liegen nur 1km vom Hotel, das Fort nur zusätzlich noch mal 100m höher.
Gegen 11 ist 35 Grad Marke schon geknackt. Nach der Busfahrt ist trotzdem laufen angesagt. Jaipur erweitert z Zt gerade seine Metro, die dann das Altstadtviertel mit einbinden wird. Heute ist die Hauptstr. aber völlig verstopft zumal die Marktstände ebenfalls auf die Fahrbahn drängen. Es herrscht Vor-Diwali Einkaufswahnsinn, schlimmer als bei uns eine Woche vor Weihnachten. Mich zieht's aber mehr in die alten Gassen. Hier lebt eher der arme Teil der Bevölkerung. An den Häusern der Hinterhöfen halb verblichene große Wandgemälde mit Motiven aus der Zeit der Mogule.  Elefanten und Krieger.
Da gehen Schätze verloren. Mit dem Menschen leben Kühe und Ziegen in den Gassen. Muslime und Hindus -  Gasse an Gasse. Hier ist auch das Silberhandwerk zu Hause. Die kleinen Silberbarren, je nach Herkunft  60 bis 80% Ag werden zu Stangen eingeschmolzen und zu Drähten ausgewalzt. Jede Kellerwerkstatt hat ihren eigenen Schmuck Stiel. In der Nachbar Gasse werden Halbedelsteine geschliffen.
Bekomme so einen Klunker (wohl ein Fehlschliff) geschenkt.  Frauen batiken abgebundene Baumwollstoffe zu bunten Tücher. Ich darf sogar mit in eine Moschee zum Gebet. Einzige Bedingung: Schuhe aus , Füße waschen und Kappe auf den Kopf.
Das Highlight ist aber der ( touristisch voll erschlossene) Palast der Winde. Hier konnten die Haremsfrauen ungesehen durch kleine Luken dem Treiben auf dem Markt zusehen.
Probiere paar Bilder mit dem Handy. Vielleicht reicht die Qualität wenigstens für den Blog.


Als es schon dunkel wird, finde ich noch die Gasse der Marmor Steinmetze.
Das Navi - Handy führt mich wieder aus dem Gassen Wirrwarr ins Hotel.
In fünf Tagen beginnt schon das einwöchige Diwali. Dann ist ganz Indien im Ausnahmezustand. Weiß noch nicht wo ich das Fest es über mich ergehen lassen werde. Dann ist auch schon 1/3 meiner Reise vorbei.
Morgen will ich aber erstmal zur 10km entfernten Festung Amber.



So. 15.10.2017
Um sieben stehe ich schon auf der Straße. Das Städtchen Amber liegt nördlich von hier. Der Rikschafahrer will erst 250, 200 dann 150rs. Sind 2 Eur. Und um die Zeit beginnt sich der tägliche Dauerstau erst zu entwickeln. Aus der Stadt raus geht es durch einen Akazienwald   und an einen ziemlich großen  See mit Tempelinsel vorbei.
Jaimer ist von drei Seiten von Bergen eingerahmt. Dann taucht in hellem Ocker der Palace von Amber auf  und darüber das Fort auf. Von allen Bergen umringen Festungsmauern den Ort. Im Tal ein weiterer See.
Was für eine Kulisse. Das Innere des Palace ist noch geschlossen, aber 10 Elefanten werden  schon für die Tages Touristen vorbereitet.

Bekomme als einer der ersten mein Ticket. Stolze 500rs. Der Palast ist es aber Wert. Wie konnte man man vor über 500 Jahren nur solche Bauwerke hin bekommen. Große schattige Innenhöfe, verspielte Gärten und ein Wirrwarr von kleinen Gängen, Räumen und Nischen, oftmals nur durch die Decke mit Licht versorgt. Ich verlaufe mich laufend und komme an immer neuen Stellen raus.  Es gibt keine richtigen Bauebenen. Auch vertikal wurde über halbe Treppen drunter und drüber gebaut.  Ein Schacht mit zig an einer Kette hängenden Tonkrügen diente der Frischwasser Versorgung.  Weiter hinten ein heute fast ausgetrockneter künstlicher Teich in den Felsen geschlagen. Manche der abseits liegende Gänge haben Fledermäuse für sich  entdeckt.


Und wenn man zufällig an den Festungsmauern raus kommt eine fantastische Aussicht auf das noch höher liegende Fort, den Ort  mit dem See oder den weit umlaufenden Schutzwall. Irgendwo in der Anlage eine Galerie mit zeitgenössischer indischer Kunst. Darin weiche Sofas und Klimaanlage.
Ein kleines Schild weist auf einen 1km langen Tunnel zum Fort hin. Wir (eine junge Chinesin , die Hindu studiert) und ich trauen uns in den dunklen Gang. 30cm hohe Treppenstufen verlangen schon etwas Kondition, lassen uns aber schnell an Höhe gewinnen. Der Aufstieg ist aber nicht nur Tunnel. Später wird es ein durch Mauern gesicherter Hohlweg. Oben noch mal 100rs Eintritt. Der Palace  gehört dem Staat, das Fort ist Privateigentum eines Maharadschas.  Das Fort ist eher schlicht, aber die Aussicht haut einem um.

Die überall in den Bergen sichtbaren Wälle erinnern mich an die Chinesische Mauer nördlich von Peking.  Das Fort wirbt außerdem mit der weltweit größten Kanone auf Rädern. Hat aber nur einmal einen einzigen Testschuss abgegeben. (Unsere deutsche Dicke Berta war noch größer, aber halt auf einem Eisenbahn Wagon).

Am Nachmittag streife ich noch etwas durch das ländliche Amber,
.

Zum Abendbrot eine riesige Tüte frisch gerösteter Erdnüsse aus der Region.

Mo. 16.10.2017
Da ich auch den Kreuzungspunkt der beiden Metrolinien von Jaipur direkt vor der Nase habe, lasse ich mich einfach mal mit Komfort und klimatisiert an den Stadtrand fahren. Beachtliche 17 Rupies (22 Cent) kostet das mir . Die Metro ist Richtung Weststadt eher eine Luxus-Hochbahn mit Aussicht. Steige dann doch eher aus. Zwischen den mehrstöckigen Wohn und Geschäftshäusern auf einem Müllplatz (mitten in in der Stadt)  ein teilweise schon platt gemachter Slum.

Die nichts haben, durchkämmen den stinkenden Unrat nach Plastikflaschen,  Metall oder wenigstens etwas brennbaren für die Feuerstellen. Und trotzdem lebt und lacht man auch hier. Die lebensgefährlichen Stromleitungen mit geklauter Elektrizität betreiben verbeulte Sat-Anlagen. Ausgebaute AirCon Lüfter machen das Schlafen in den Hütten wohl erst möglich und Lärm scheint in Indien die Lebensqualität nicht negativ zu beeinflussen.
 PS: die rund um die Uhr herrschenden  31 Grad in meinem Hotelzimmer  sind eigentlich auch nur mit den Ventilator zu ertragen.
Auch wenn die Menschen hier auf und mit dem Müll leben, in den Hütten ist es sauber.
Und es wäre kein Indien, wenn ich nicht auch hier einen Tee angeboten bekäme. Selbst einen Lebensmittel Laden haben sich die Bewohner eingerichtet.
Ansonsten das übliche Bild: die Männer schlafen, die Frauen waschen und kochen und die Kinder hängen wie eine Traube an mir.

Zwei Stunden und hundert Fotos später bin ich wirklich in jeder zweiten Hütte gewesen.
Mit der Metro zurück zum anderen   Endpunkt der Bahnlinie. Ist die schon bekannte Altstadt. Vor Diwali werden noch schnell die Häuser neu in Pastell Blau oder Rosa getüncht.

Überall lassen die Kinder schon die Fire Cracker knallen. Ist wie Endspurt vor Heilig Abend.
 In den Gassen haben sich immer die mit dem gleichen Gewerke zusammen gefunden. Das gibt es die Gasse der Nähmaschinen Reparateure und die der Drucker.

Stoffe werden am Straßenrand gefärbt (beißender Geruch steigt aus den brodelnden Farbkesseln) und eine halbe Straße belegen die Jutesack Flicker. Es gibt 3 nebeneinander liegende Stände an denen sich die Kinder Ersatz  für ihre verloren gegangene Drachen besorgen können
und sich  gleich noch ihre Drachenschnur Rolle wieder füllen lassen können. Und vor den Feiertagen ganz wichtig für die Frauen, die knallbunte Plastikarmbänder mit viel Goldfäden bestickt  und noch mehr Glitzer-Glas.
Schweine und Kühe werden von den fahrbaren Gemüseständen verjagt. Da gibt's schon Mal einen Hieb auf das heilige Rindsleder.
Ich esse noch vier, fünf Chapati direkt im Holzfeuer unter dem Curry Topf gebacken.
Die Asche muss man sich dann schon selbst abklopfen.
Im Hotel Skype ich mit meinem Vater. Er fällt fast aus allen Wolken mich zu hören
Will jetzt noch ein Busticket für morgen holen. Für mich gibt es Diwali  in Mt. Abu , 10 Busstunden südwestlich von hier.  So mein  neuster Plan.



Di. 17.10.2017
Will's heute etwas relaxed angehen.  9:00 ist Checkout. Eigentlich wollte ich aufs stadteigene Nahargarh Fort noch steigen,  aber irgendwie fehlt mir dann doch die Motivation. Im NO  der Stadt gibt es einen Park mit paar Tempeln und einem  See.
Auf den Weg dahin wieder das erschreckende Bild wie Familien (zusammen mit Kühen und Hunden)  auf einem Müllplatz am Straßenrand nach Wiederverwertbaren suchen.
Die großen Säcke, die sie mit Plastikflaschen und Metallen füllen werden 500m weiter gegen paar Rupien eingetauscht.
 
Den Park gibt es nicht nur auf der Karte. Frauen fegen den Rasen (richtig gelesen, fegen mit einem Rutenbesen)  , es gibt hunderte von Affen und in den Bäumen dösen Kolonien von Flughunden. Die Bänke darunter sind entweder voll geschissen oder werden von zerlumpten Gestalten als Schlafstätte benutzt. Von den nahen Tempeln schallt in Dauerschleife ein "Hari  Krishna, Hari Hari" 'rüber.

Bei den Bettlern scheint, wenn sie mich sehen immer irgend ein Schalter umzufallen. Erst nur lethargisch herum lungernd -  wenn sie mich aber sehen, augenblicklich mich fixierend, und  immer die leere Hand zum Mund führend. Die einheimische​  Inder lösen diesen Reiz bei ihnen  nicht aus.
Trotzdem habe immer noch Schuldgefühle sie (mit Ausnahme von Krüppeln) zu ignorieren .
An den Tempeln ist heute aber etwas besonderes los.  Die ca 500 Anhänger eines jungen Gurus zelebrieren mit ihm eine Art Feuerandacht.
Der Guru sitzt auf einem vergoldeten Thron, von anderen Priestern und einem (seinem ?) Fernsehteam umgeben. Ich erkenne ihn als den, der überall in der Stadt von Plakaten herunter lächelt.
Andere Gehilfen erklären den Anhängern immer wieder, was sie im nächsten Schritt zu tun haben oder gießen Geel in  die 500 kleinen  Feuer vor ihnen. Es wird immer heißer und stickiger unter dem Tempeldach.

Im Nachbartempel wird für eine Stunde der Vorhang vor einer anderen Gottheit gelüftet. Man reist die Arme nach oben, tanzt oder wirft sich auf den Boden.  Lieber Hinduismus, du bist zu kompliziert für mich.
Hinter den Tempeln der Stadtpalast. Neben dem Palast der Winde die zweite touristische Bastion innerhalb der Stadt. Für mich aber nur Trinkwasser Nachschub Stelle.
Da schon fast am Stadtrand beschließe ich die Stadt zu verlassen . Im Innenhof eines alten Jain Tempels mache ich eine Pause.
Anwohner bewirten mich mit Tee und erzählen mir vom Affentempel in der  Nähe, sei aber doch zu weit in der  Hitze.
Ich verwechselt einen anderen  am Horizont sichtbaren Tempeln auf einem Berg mit dem Affentempel und laufe los ohne zu wissen daß mein Ziel eigentlich  im Nachbartal von Jaipur liegt.
Die richtig Tempelanlage liegt in einem schmalen Felseinschnitt,  in dem ein kleiner Bach zu einen heiligen Teich aufgestaut wird. Hunderte Affen turnen in den grünen Bäumen und heilige Kühe lassen sich von Pilgern verwöhnen oder fressen deren Abfall. Ein Hanoman (Affengott) Monument wird mit Stacheldraht vor den lebenden Artgenossen geschützt.
In der Anlage gibt es eine Tempelschule für junge Priester. Die  Jungen bolzen aber ganz weltlich zwischen den Affen und indischen  Touries. Mir läuft langsam die Zeit davon und so geht's zurück. Der zuerst als Affentempel  vermutete ist der Sonnentempel und ist definitiv der beste Aussichtspunkt über die Stadt.
.... Ein Tuk Tuk bringt mich zum Bus und 1h später fahr ich auf meiner Liege durch das hell erleuchtete Jaipur. Diwali heißt nicht umsonst  Licher (-ketten) Fest.



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